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ÜBER DEN MUT, WIEDER AUFZUSTEHEN

EIN GESPRÄCH MIT PRO SNOWBOARDER DAVID DJITÉ

Für den Athleten David Djité ist Snowboarden viel mehr als nur ein Sport. Es ist eine Lebenseinstellung. Seit er drei Jahre alt ist, sind er und sein Board praktisch unzertrennlich.

Ob beim Sprung vom Kicker im Park, oder beim Abfahren einer Line im Hinterland seines Schweizer Heimatortes Laax: Snowboarden ist für David der absolute Ausdruck von Freiheit. 

Der Sport hat ihn aber auch viel über Dankbarkeit und Demut gelehrt – gegenüber der Natur und dem Leben an sich.

Sein wohl größter Schlüsselmoment: Im Jahr 2015 war David auf einem Trip in Finnland unterwegs, wo er einen schweren Sturz mit dem Snowboard nur knapp überlebte. Ein Unfall, der seine Einstellung zum Sport für immer verändern sollte.

 

Die ersten drei Monate nach dem Unfall waren
eine physische und psychische Achterbahn.
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Beim Versuch, einen seiner Tricksprünge zu landen, verkantete sich David und stürzte. Zunächst dachte er, er sei mit ein paar gebrochenen Rippen davongekommen. Es stellte sich jedoch heraus, dass er schwere innere Verletzungen hatte und notoperiert werden musste. Nach einigen Wochen in einem finnischen Krankenhaus kehrte er in seine Heimat Zürich zurück und begann, seine Karriere als Snowboarder neu zu überdenken.

„Anfangs empfand ich eine extreme Abneigung und Reue gegenüber dem Snowboarden und wollte nie wieder aufs Brett steigen. Aber mit der Zeit wurde mir klar, warum ich meinen Sport so liebe. Früher drehte sich für mich alles nur um Wettkämpfe. Seit dem Unfall versuche ich, mich und meine Gedanken noch stärker über das Snowboarden auszudrücken. Nicht nur als Fahrer, sondern auch als Filmemacher. Heute betrachte ich das Snowboarden fast als eine Kunstform, bei der ich der Künstler bin und nicht der Athlet. „

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Diese künstlerische Seite stellt David mittlerweile auch mit seinen Videoprojekten unter Beweis. Letzte Saison erfüllte er sich seinen lang gehegten Traum und produzierte sein erstes eigenes Filmprojekt namens "Betty Ford". Eine wunderbare Ode an das Snowboarden, die Lust macht, sich sofort ein Board zu schnappen und den nächsten Schneehang hinunterzujagen.

 

„Die Erforschung des eigenen Ichs ist etwas,
das uns alle weiterbringen kann.“

 
 

Der Drang, die Welt zu entdecken und stets neue, noch höhere Berge mit dem Snowboard
zu erobern, hat David schon immer angetrieben. Wobei Alaska zu seinen ultimativen Traumzielen gehört. Sein Unfall hat ihn jedoch ein gutes Stück weiser und weitsichtiger gemacht. Er ist heute vielmehr ein Sportler, der nicht nur die neuen Welten „da draußen“ erforschen will, sondern auch die im eigenen Kopf. 

„Wir müssen uns fragen: Was mag ich, was mag ich nicht? Was will ich sein und wie kann ich es erreichen? Mit solchen Gedankengängen entdeckt man automatisch auch neue Orte und Wege, die es zu erkunden lohnt". 

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Eine weitere Frage, die David umtreibt, ist die der Inklusion. Als einer der wenigen farbigen Profisportler in der europäischen Snowboard-Szene erinnert er uns alle daran, dass die Branche noch viel mehr tun muss, um Minderheiten in den Bergen willkommen zu heißen.

Auf dem Berg sollten alle willkommen sein,
nicht nur die Privilegierten.

 
 

Durch sein kreatives Schaffen – vor und hinter der Kamera – möchte David seinen Teil dazu beitragen, dieses wichtige Thema in den Mittelpunkt zu rücken. Und wir hoffen mit ihm, dass es zu einer längst überfälligen Veränderung kommen wird.

Trotz alledem: Snowboarden muss für David vor allem Spaß machen. Wie viele Profisportler neigte auch er früher dazu, sich zu sehr unter Druck zu setzen. Dank seines Unfalls hat der Ausnahmeathlet aus Laax seinen ganz eigenen Weg für sich entdeckt. Ein Weg, der uns beeindruckend zeigt, worauf es beim Snowboarden, aber auch im Leben ankommt:
Immer wieder aufzustehen. Und niemals aufzuhören, Neues zu entdecken.

 

„Snowboarden hat mich als Person geformt und mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Wenn ich fahre, vergesse ich meine Probleme und fühle mich einfach frei.“